EVANGELISCHER BISCHOF PREDIGT BEIM MAUSERGFEST

Damit hätte wohl niemand gerechnet. Der Ansturm auf den Mausberg zum ökumenischen Gottesdienst war gigantisch. Bereits eine halbe Stunde vor Beginn des Festgottesdienstes waren alle Plätze in der Mausbergkirche besetzt. Während der Feier stand man nicht nur in, sondern auch noch außerhalb der Kirche, um die Predigt von Regionalbischof Christian Schmidt zu hören, der bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand Oberkirchenrat im großen Kirchenkreis Ansbach-Würzburg war.

Nach dem festlichen Einzug der Geistlichen beider Konfessionen aus dem Raum Amberg hießen die beiden Ortsgeistlichen Pfarrvikar Preitschaft und Pfarrer Fischer - sichtlich überwältigt - Mitfeiernde und Festprediger willkommen.

"In seiner 319-jährigen Geschichte, sind Sie der erste evangelische Bischof, der hier heute Predigt!" (Pfarrer Stefan Fischer).

Mitwirkende Geistliche waren neben Regionalbischof i.R. Schmidt, Pfarrvikar Preitschaft und Pfarrer Fischer, Pater Lindner, Pfarrer v. Kölichen und Pfarrer Arweck.  

Thema des Gottesdienstes war "Glaube und Gemeinschaft weitertragen". Fischer und Preitschaft entzündeten zu Beginn gemeinsam die Osterkerze und haben dazu eingeladen, das Licht, das symbolisch für Christus steht am Ende mit kleinen Kerzen hinauszutragen, eben als Zeichen dafür: Weitertragen, was und verbindet und trägt.

"Ich bin vielen Menschen begegnet. Menschen, die das alles hatten. Dann ist ihre Firma Pleite gegangen. Dann bekam einer mit 40 einen Schlaganfall. Dann ging unter Schmerzen die Beziehung kaputt. (...) Macht, Geld, das alles ist nicht eo ipso schlecht. (...) Wenn ich damit nicht den letzten und tiefsten Sinn meines Lebens begründen und rechtfertigen will. Den kann uns das alles nicht geben, schlicht und einfach, weil es endlich ist. (...) Der tiefste Sinn liegt, so glauben wir als Christen, wo anders. Der ist ein Geschenk, ein Geschenk, das uns Gott durch Jesus gemacht hat. (...) Gott-sei-Dank bin ich in meinem Leben immer wieder auch Menschen begegnet, die das im Glauben kapiert haben. Die es wussten: Auch wenn ich unheilbar krank bin, auch wenn mein Betrieb Pleite gegangen ist, auch wenn die Zeit der heißen Liebe endgültig vorüber ist: Von der Liebe Gottes kann mich nichts trennen." (Regionalbischof Schmidt)

In diesem Zusammenhang verwies er - gerade an einem katholischen Marineheiligtum - auf Maria, der Gott seine Liebeserklärung ins Ohr geflüstert habe. Und auch, wenn Schmidt Franke ist, die Oberpfälzer haben ihn gut verstanden und sind während an seinen Lippen geklebt, die er großteils in Reimform und Fränkischen Dialekt gehalten hat.

 
Grod su is der Maria ganga,
wie‘s in Herrn Jesus hat empfanga;
Gott sogterer – ja des is wohr –
sei große Liebe nei ins Ohr,
 
und wieerer die Botschaft sagt,
do is a neuer Mensch erwacht, 
den hat sie dann zur Welt gebracht,
und drum werds nimmer mehr ganz Nacht.

 

Schmidt schlug auch aktuelle und kritische Töne an: "Für Menschen, die diesen Glauben teilen, sind die Grenzen der verschiedenen Nationen, Sprachen und Rassen relativiert, sie gehören auf der ganzen Welt zusammen. Gerade jetzt, wo ein unheilvoller Nationalismus wieder sein Haupt erhebt, gilt es diese Erkenntnis weiterzutragen und vorzuleben.

 

In der Gemeinschaft, die wir haben,
gibt’s Leut mit ganz verschiedne Gaben
wie solche, die voll Witz und Kraft,
und andre, die total geschafft,
und jede, jeder – staunt und hört! –
vo denne is fei gleich viel wert!

 

 

Und aa, wenn aans aus Syrien kummt,
wird do net blöd herumgebrummt;
wer vor Verfolgung, Bomben, Schüssen
hat aus der Heimat flieha müssen,
der ghört ganz gwieß – ich sogs der du –
der ghört ganz gwieß erstrecht dazu. 

 

 

Am Ende bedanke sich Fischer für das Kommen und überreichte Schmidt die erste Druckausgabe der Amberger Sommerpredigten. Er gab auch den Festprediger für den ökumenischen Gottesdienst 2020 bekannt. Nachdem diese Jahr jemand Evangelisches predigte, habe er für nächstes Jahr jemand Katholisches angefragt und er hätte mit Freuden zugesagt. 
Es kommt der Ökumenebeauftragte und Ökonom des Bistums Eichstätt, Domkapitular Wolfgang Hörl. 

Circa 20 Bläserinnen und Bläser aus dem ganzen Dekanatsbezirk haben gemeinsam mit Sebastian Brendel an der Orgel den Gottesdienst zu einem musikalischen Feuerwerk werden lassen. Dabei erklang auch ein Lied, das der ehemalige Bischof selbst gedichtet hatte. Die Musikalische Gesamtleitung hatte Dekanatsposaunenchorleiter Kurt Lehnerer.

 

Mehrfacher Applaus war die Reaktion auf den Gottesdienst und die Predigt. Auch, als Schmidt das Festzelt betrat und wieder verließ.