Heute wäre er 90 Jahre alt geworden. Hirschau erinnert sich.
1960 war Elvis Presley als amerikanischer Soldat im Truppenübungsplatz Grafenwöhr eingesetzt. Im Januar fand hier ein Manöver statt, das sich von Weiden über Amberg, Hirschau, Schnaittenbach bis nach Freihung erstreckte. Presleys Aufgabe als Panzerspäher war es, mit einem Jeep vor seiner Panzereinheit vorauszufahren und den Verkehr an den Kreuzungen zu regeln, wenn alle Panzer durch die Städte fuhren. Er war damals schon ein Weltstar und die Meldung, dass er da war, verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Die Hirschauer liefen auf dem Marktplatz zusammen, um den King of Rock`n Roll zu sehen.
Sie ließen sich auf Bierdeckel Autogramme von ihm geben. Er wusste gar nicht, was das ist. Die Filzln sind heute sehr viel wert, weil Elvis nirgendswo anders auf der Welt auf Bierdeckel unterschrieb. Weil es im Januar so kalt war, wärmte er sich im Gasthaus „Goldenes Lamm“ auf. Hier trank er eine Cola und unterschrieb weiter fleißig Bierdeckel. Dagmar Kiermeier (geb. Lindner) und ihre Freundin Gerlinde Strobl wollten unbedingt Elvis aus der Nähe sehen. Da die Mutter von Gerlinde die Zeitung austrug und den Journalisten Sepp Müller-Anderl kannte, beschwor sie ihn, sich und ihre Freundin Dagmar ins Wirtshaus zu Elvis mit rein zu lassen. So schlüpften die beiden Mädchen mit ihm durch die Tür. Auch heute noch kann sich Dagmar Kiermeier an jede Einzelheit erinnern, obwohl sie damals erst 12 Jahre alt war. Elvis setzte Dagmar auf seinen Schoß: „Ich habe ihn ständig anschauen müssen, weil er ein so bildhübscher Mann war“, erinnert sie sich. Auch wollte sie von seinem Schoß gar nicht mehr herunter.
Kurz darauf berichtete die Zeitung vom Aufenthalt von Elvis Presley und veröffentlichte das Bild, auf dem Dagmar Lindner auf seinem Schoß saß. Wo sie auch in Hirschau hinkam, riefen alle: „Hier kommt unser Star!“ Sie ließen sie hochleben, so stolz waren sie darauf, dass ein Hirschauer Mädel auf Elvis Schoß saß.
Elvis Presley war der berühmteste Protestant, der je in Hirschau gewesen ist. Er war sehr gläubig. Schon von seiner Kindheit an prägte ihn die Gospelmusik. Er sang im Kirchenchor und besuchte jeden Sonntag den Gottesdienst in der Baptistengemeinde in Tupelo in Mississippi. Bis zu seinem Tod sang er übrigens während und nach seinen Konzerten immer religiöse Gospels. Das war ihm sehr wichtig. Er begeisterte Menschen mit seiner Musik. Immer wieder betonte er selbst, dass er sein Talent zu singen von Gott geschenkt bekommen hat und dass er sehr dankbar dafür sei. Seine Liebe zu den Gospels blieb. Verschiedene Gospelchöre waren daher fester Bestandteil seiner Konzerte. Er las sogar während seiner Konzerte auch manchmal aus der Bibel vor und rief den Konzertbesuchern immer wieder „Gott segne Euch!“ zu.
Es gibt Berichte, dass er außerdem im privaten Kreis in Graceland Bibelstunden abgehalten haben soll. Manche behaupten sogar, dass Elvis nach seiner Musikerkarriere bestimmt Prediger geworden wäre. Elvis kannte sich sehr gut in der Bibel aus. Seine Suche nach Gott, sein starker Glaube, all das hat er von seinen tiefgläubigen Eltern mitbekommen. Er soll mal gesagt haben, dass er daran glaube, dass alles Gute von Gott komme. Er glaubte auch, dass er nicht so singen hätte können, wenn Gott es nicht gewollt hätte. Vor seinen Konzerten soll er auch immer kurz gebetet haben.
Im Jahre 1977 starb er mit nur 42 Jahren. Immer wieder hatte er die Hoffnung auf ein ewiges Leben besungen. Wer hätte gedacht, dass es sich so früh für ihn erfüllt.