ERNTEDANK 2022

"Wir erleben die Gleichzeitigkeit der Krisen!", predigte Pfarrer Stefan Fischer. "Corona. Krieg. Klimaveränderung - mit ihren erschreckenden Folgen! Kann Dank heuer stattfinden?", frage er provokativ. 

"Im Aartal hat das Wasser Häuser und Existenzen weggespült. Hirschauer Wiesen heuer im Sommer waren tot und erinnerten eher an Wüstenregionen als an grüne Auen. Wir merken die steigenden Preise und erleben live im Fernsehen eine völkerrechtwidrige Annexion. Ein Pulverfass, dem die Lunte brennt.  Eine Mitarbeiterin unseres Diakonischen Werks erzählt mir vom Kühlschrak. Immer wieder kommen Menschen mit wenig und geringem Einkommen in unsere Beratungsstelle. Geholfen wird mit Einmalzahlungen, Beratungen und Hilfe bei Beantragung von Sozialleistungen. Und es gibt den Kühlschrank mit Nahrungsmitteln. „So schlecht geht’s mit dann auch nicht“, verrät sie, haben die KlientInnen bis vor 2, 3 Jahren immer gesagt, wenn sie ihnen Lebensmittel angeboten hat. Also stand der meistens leer. Heute ist er mehrmals die Woche leer, weil wir ihn fast nicht mehr so schnell auffüllen können, wie er leer wird."

"Vielleicht liegt in der Krise eine Chance, das Selbstverständliche wieder wahrzunehmen. Wie dankbar bin ich, dass ich die hohen Gas- und Benzinpreise bezahlen kann, auch wenn es mich wie ein Skorpion sticht, wenn ich aufs Konto sehe. Wie dankbar bin ich heute, dass hier vorne Kartoffeln liegen, gerade nach diesem Sommer. Wie dankbar bin ich, dass ich ein kein zerbombtes Dach über dem Kopf habe und mein vertrautes Leben nicht von einem Tag auf den anderen verloren habe. Und auch: Dass die, die das nicht haben, Menschen finden, die ihres mit ihnen teilen."

Ich will glauben, dass es einen Gott gibt, der will dass wir gegen das Böse angehen und ich ihn genau darin am Werk finde. Der es mir schenkt. Auch wenn ich nicht weiß, warum dem einen direkt gegeben wird, und dem anderen nur durch Hände dritter."

"Vielleicht ist Erntedank heuer ein wichtiges Fest für uns alle. Vielleicht sind deswegen heuer so viele Erntegaben wie seit Jahren nicht mehr hier vorne. Vielleicht sind so viele Menschen heute hier, wie seit Jahren nicht mehr. Der französische Schriftsteller Gabriel Marcel bringt es auf den Punkt: Dankbarkeit ist die Wachsamkeit der Seele gegen die Kräfte der Zerstörung die unter uns wirken."

Die gaben gehen auch heuer wieder ans Ernst-Nägelsbach-Haus in Sulzbach-Rosenberg. Deswegen liegen nicht nur Nahrungsmittel vorne, sondern Bücher und Spielsachen. Was andere übrig haben wir dankbar geteilt. Auch das ist Sinn des Erntedanken. Andere dankbar stimmen.