Kein Einzug. Viele Lücken zwischen den Gottesdienstbesuchenden, um die Mindestabstandsregeln einzuhalten. Die Geistlichen und Mitwirkenden saßen in weitem Abstand im Altarraum und trugen Maske. Und dennoch war es ein Festgottesdienst der besonderen Form.
Die vier Kirchengemeinden der Region haben den Reformationstag gemeinsam in der Paulanerkirche begangen. Nicht einmal, sondern zweimal, sodass jeder der den Gottesdienst besuchen wollte, auch trotz der geringeren Sitzplätze die Möglichkeit hatte, mitfeiern zu können. Festprediger war der neue Regensburger Regionalbischof, Klaus Stiegler, der dafür auch gerne zweimal den Weg nach Amberg auf sich genommen hat und auch zur Vorbereitung bereits nach Hirschau gekommen war. Dies war zugleich auch sein erster offizieller Besuch in der Region und ihren Kirchengemeinden. Das Interesse war groß. Auch das Fernsehen war vor Ort und hat den Gottesdienst aufgezeichnet.
Eröffnet wurde der Gottesdienst durch ein klingendes „Welcome“ des Komponisten Reinhold Schelter durch den Posaunenchor, der in kleiner Besetzung spielte, abgetrennt durch Stellwände. Pfarrerin Julia Sollinger heißt die Gemeinde vor Ort und an den Bildschirmen willkommen, die Kollegen Fischer, Arweck, und Scherf, sowie Diakonin Fleps übernahmen die liturgischen Teile. Die Musikalische Leitung hatte Kirchenmusikdirektorin Kerstin Schatz, die auch die Orgel spielte und mit Zungenstimmen und Zimbelstern für feierliche Stimmung sorgte und bei der gemeinsam gesungenen Hymne der Reformation „Ein feste Burg ist unser Gott“ am Ende des Gottesdienstes alles aus der Orgel herausholte.
Auch in der sehr lebensnahen Festpredigt von Regionalbischof Stiegler war Corona Thema. „Unsicherheit und Angst schleichen durch unser Leben! Die ganze Welt erstarrt vor einem tödlichen Virus. Angst und Unsicherheit machen sich breit.“ Er verglich die Situation mit dem Fluch der bösen Fee bei Dornröschen. Allein der Kuss des Prinzen holt sie aus ihrer Erstarrtheit zurück. „Wie schön wäre es, wenn uns jemand in die unbekümmerte Normalität zurückholte!“ Er berichtete von den Eindrücken aus seinen Begegnungen und Gesprächen, wie etwa einer Verkäuferin in einer Bäckerei.
Dieses Gefühl heute verbinde uns mit den Menschen zur Zeit Luthers, auch wenn die Situation damals doch anders war. „Angst war das alles prägende Lebensgefühl!“ Angst vor Pest und Teufel. Angst im Leben vor dem Sterben und nicht zuletzt vor Gott. Der befreiende Kuss der Welt damals war die reformatorische Wiederentdeckung: „Gott als Zuversicht und Stärke in allen Nöten, die uns getroffen haben!“, daraus kann man auch für heute lernen.
„Sich bei Gott gehalten zu wissen, lässt Vertrauen wachsen!
Auch hinein in ungewisse Zukunft bahnt Gott gute Wege.“
Gerade im Hinblick auf das unter Corona bevorstehende Weihnachten machte der den Gemeinden Mut, neue Wege zu gehen. Wenn Kirchen zu klein seien, müsse man eben raus gehen, neue Formen entwickeln und ausprobieren. Weihnachten darf nicht nicht stattfinden. „Kirche ist immer Baustelle. Im Werden. Niemals fertig!“
Ihm war auch ein großes Stück selbstkritische Sorge um Kirche und Nachdenklichkeit anzuspüren. Luther war in Sorge um seine Kirche. Auch heute erlebe er diese Sorge bei Menschen in Kirche und Diakonie. „Mitglieder, Geld und Personal werden weniger. Wir erleben schmerzhaft: Alles, was uns als Kirche wichtig ist, ist für viele Menschen nicht relevant. Das macht mich traurig, aber es entmutigt mich nicht. Wir haben einen großen Schatz!“ Gemeint ist die Botschaft von Gott, der Wert, Ansehen und Würde gibt. All das wird geschenkt. Deswegen machte er Mut gegen alle Erstarrung: