Ein Problem stand ganz am Anfang, wegen dem der Gottesdienst auch verspätet gestartet war: Es sind so viele Leute an den Monte Kaoline in Hirschau zum Freiluftgottesdienst gekommen, dass es einen Stau am Lift gab und die Menschenschlange nicht rechtzeitig mit der Seilbahn nach obertransportiert werden konnte. "Auch, wenn wir etwas warten mussten, aber das ist doch ein erfreulicher Zustand!", begrüßte Pfarrer Stefan Fischer oben am "schönsten und höchsten Fleck von ganz Hirschau". Gut 250 Menschen aus der ganzen Region waren gekommen um Sr. Nicole predigen zu hören und gemeinsam diesen besonderen Gottesdienst zu Pfingsten zu feiern.
Viele haben Badetücher ausgebreitet und sich auf den warmen Sand gesetzt, andere haben einen eigenen Sonnenschirm dabei gehabt. Von 2 bis 98 Jahren, waren alle Altersstufen vertreten und auch Besucher, die den Berg ohne Wissen des Gottesdienstes bestiegen hatten, sind neugierig dazugekommen. Holger Schwandner, der Betriebsleiter am Monte Kaolino erklärte bei seiner Begrüßung die Bedeutung des Berges und sagte: „Wir hatten schon ganz viele Veranstaltungen hier. Nun freue ich mich, dass nun auch Kirche hier ist!“
Sein Team hatte zusammen mit dem evangelischen Kirchenvorstand die Feier organisiert. In der Begrüßung übergab Fischer an ihn, der dann die Geschichte des Berges den Mitfeiernden erzählt hatte.
Zusammen mit seinem Amtsbruder Heinrich Arweck aus Amberg führte Fischer durch den Gottesdienst. Die evangelische Ordensschwester Nicole Grochowina aus Selbitz, die auch Mitglied der Landessynode und Dozentin für Kirchengeschichte an der FAU Erlangen ist, predigte über die Pfingstgeschichte: „Pfingsten ist ein Ereignis mit Wow-Effekt“, bemerkte sie, „weil sich danach die christliche Botschaft über die ganze Welt verbreitete!“ Sie spannte den Boden von Ostern zu Pfingsten. "Das Kreuz ist wie ein Türstopper, das den Zugang zur Liebe Gottes offen hält." Mit immer wieder einprägsamen Bildern setzte sie Akzente, die nachdenkend machten.
Ehrenamtliche aus den Kirchengemeinde Hirschau und Amberg-Auferstehung übernahmen die Fürbitten. Der Posaunenchor aus Rosenberg und Poppenricht unter der Leitung von Kurt Lehnerer umrahmte den Gottesdienst musikalisch.
Etwas abseits vom großen Plateau feierten gleichzeitig über 30 Kinder zusammen mit Pfarrerin Dr. Rebecca und Pfarrer Dr. David Scherf einen Kindergottesdienst und haben etwas zur Pfingstgeschichte gehört und auch gebastelt. Gemeinsam haben alle den Gottesdienst begonnen, bevor die Kinder dann zu ihrem eigenen Gottesdienst gegangen waren.
"Das war heute ein Startschuss", verriet Fischer. "Schon vor dem Gottesdienst heute habe ich immer wieder gehört: Macht das doch jedes Jahr. Ja, machen wir!" Im Anschluss an die gelungene Premiere organisierte das Team vom Monte Kaolino am Fuße des Berges ein Weißwurstfrühstück - die kühlen Getränke haben gut getan.
Fischer und Arweck bedankten sich besonders bei Holger Schwandner für die unglaublich tolle Unterstützung durch ihn und das gesamte Team. Nächstes Jahr wird es dann auch Sonnenschirme geben.
Die Stimmung nach dem Gottesdienst war gut. Im Pfarramt gingen sogar schriftlich Rückmeldungen dazu ein. Die Meinungen gingen alle in eine Richtung: "Danke für die erfrischend andere Form!". "Die Predigt war super erklärt und berührend!". Und: "So muss Kirche sein!".
was mich bewegt.
Diese Texte und das anschließende Gebet wurden im Gottesdienst gesprochen:
Mich bewegt, wie brutal und gnadenlos es in dieser Welt zugehen kann, gerade, wenn ich auf die Ukraine blicke. Da werden Waffen gegeneinander bewegt, Soldaten rücken gegeneinander vor. Wahrheiten werden zurechtgebogen, wie man sie haben will und täglich sterben sinnlos Menschen. Und nicht nur dort. Doch wir brauchen Frieden. Wo bleibt du, guter Geist?
Mich bewegt, was Prognosen über die Zukunft der Kirche an Bildern malen. Sie gefallen mir nicht und sind düster und finster. Austritte und Mitgliederschwund, Kirche und Gebäude, die dann verkauft werden müssen. Skandale in den Medien. Doch wir brauchen Kirche, die das Wichtigste weitergibt: Gottes Trost, und Hoffungsbilder malt im Leben und im Sterben. Wo bleibst du, guter Geist?
Mich bewegt, wie sich diese Welt seit Corona und dem Krieg verändert. Manchmal habe ich den Eindruck, alles ist unplanbarer geworden, schnelllebiger, unsicherer und teuerer. Jeder muss sehen, wo er bleibt und viele tun es auch. Man schaut auf sich. Kinder und sozial schwache bleiben auf der Strecke. Doch wir brauchen Zusammenhalt, Sicherheit und Verständnis füreinander. Wo bleibst du, guter Geist?
Du ferner und doch ganz naher Gott,
Wo bleibst du, du guter Geist?
Wie fühlt sich dein Geist an?
Braust er wie ein Sturm?
Ist er sanft wie ein Windhauch?
Brennt er wie ein Feuer.
Ich weiß nur:
Wir brauchen dich und deine Kraft für unser Leben.
Bring Sonnenschein wo Wolken aus Trübsal und voller Hass den Himmel verdunkeln.
Lass wehen, und entflamme!
Reiß uns mit!
Wirf uns um!
Zeig uns Leben und begeistere uns! Bewege uns und deine Welt heute, jetzt, in eine gute Zukunft.
Hin zu dir und aufeinander zu.
Amen.